Hat Weidenrinden-Extrakt eine schmerzlindernde Wirkung bei Rückenschmerzen?

 

Weidenrinden-Extrakt bei Rückenschmerzen - wirksam oder unwirksam?



Folgende Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet:

  • Bei welchen Erkrankungen werden Weidenrinden-Extrakte angewendet?
  • Welche Dosierungen von Weidenrinden-Extrakt werden empfohlen?
  • Wie wirkt Weidenrinde?
  • Ist die Wirksamkeit von Weidenrinde durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Weidenrinden-Extrakten möglich?


Hintergrund

Aus der Rinde von Weiden (Gattungen Salix alba, Salix daphnoides und Salix purpurea) wurden bereits in der Antike Zubereitungen zur Fiebersenkung und Schmerzstillung gewonnen.

Salix purpurea ist eine offizielle Stammpflanze für die Herstellung von Arzneimitteln aus Weidenrinde. Die Rinden der Reifweide (Salix daphnoides) und der Purpurweide (Salix purpurea) enthalten am meisten der wirksamkeitsbestimmenden Inhaltstoffe (Salicin, Salicortin, Tremulacin).


Anwendungsgebiete

In Deutschland ist Weidenrinde als Arzneimittel zugelassen (z.B. Assalix®, Proaktiv®). Als Anwendungsgebiete sind rheumatische Beschwerden, fieberhafte Erkrankungen und Kopfschmerzen genannt. Die Tabletten oder Kapseln enthalten je nach Hersteller ca. 400 bis 480 mg Trockenextrakt aus Weidenrinde.

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Wirkprinzip

Die Wirkstoffe der Weidenrinde haben entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkungen.

Die schmerzlindernde Wirkung von Weidenrinden-Extrakt soll auf den Gehalt an Salicin zurückgehen, dass im Körper in Salicylsäure umgewandelt wird. Eine verträglichere Form dieses Wirkstoffes, die Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin), wird bereits seit 1898 erfolgreich als Schmerzmittel eingesetzt.

Da die erzielbaren Salicylsäure-Plasmaspiegel nach Einnahme von Weidenrinden-Extrakten in Tablettenform für eine relevante schmerzlindernde Wirkung kaum ausreichen, wird vermutet, dass der klinischen Wirkung andere Inhaltsstoffe als Salicin zugrunde liegen. Wahrscheinlich ist es die synergistische Wirkung der verschiedenen polyphenolischen Substanzen wie Flavonoide oder Catechole, die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken. Tatsächlich zeigten hoch dosierte Weidenrinden-Extrakte in mehreren tierexperimentellen Untersuchungen schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkungen (4). Möglicherweise ist ein Teil der Wirkung von Weidenrinde auch auf antioxidative Eigenschaften des Extraktes zurückzuführen (9).


Klinische Studien zur Wirksamkeit



Weidenrinde bei Rückenschmerzen

Es liegen bisher insgesamt sechs kontrollierte klinische Studien zu Weidenrinden-Extrakten vor, die für eine mögliche Wirksamkeit insbesondere bei Rückenschmerzen sprechen. In zwei Studien zur Wirksamkeit von Weidenrinden-Extrakt fanden sich Hinweise darauf, dass eine Tagesdosis standardisiert auf 120 mg oder 240 mg Salicin besser wirksam ist als Placebo in Bezug auf die Schmerzreduktion und den Gebrauch von Notfallmedikation. Beispielsweise konnte in einer 4-wöchigen Doppelblindstudie an Patienten mit akuten Rückenschmerzen unter der Dosierung von 120 mg oder 240 mg Weidenrinden-Extrakt bei deutlich mehr Patienten eine Schmerzfreiheit erreicht werden als unter der Placebogabe (2). In der letzen Therapiewoche waren unter 240 mg Weidenrinden-Extrakt 39 Prozent und unter 120 mg 21 Prozent der Patienten schmerzfrei, hingegen nur 7 Prozent in der Placebogruppe (p < 0,001). Auch der Gebrauch von Tramadol als Notfallmedikation bei sehr starken Schmerzen war bei den Patienten, die Weidenrinden-Extrakt erhielten, signifikant geringer als unter Placebo (4 und 14 % vs. 47 %) (2).

Eine weitere Studie zeigte eine relative Gleichwertigkeit von Weidenrinden-Extrakt zu 12,5 mg Rofecoxib pro Tag (1, 3). Beide Medikamente verbesserten den globalen Schmerzscore gleichwertig um über ein Drittel. In beiden Behandlungsgruppen reagierten mehr als zwei Drittel der Patienten mit einer mehr als 30-prozentigen Verbesserung des Gesamtschmerz-Indexes (3).

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Schmerzbehandlung bei Hüft- und Kniegelenksarthrose

Weidenrinden-Extrakt wurde in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie bei 127 Patienten mit Hüft- oder Kniegelenksarthrose untersucht (6). Geprüft wurde die schmerzlindernde Wirkung im Vergleich zu Diclofenac und Placebo. Im Ergebnis zeigte sich, dass Weidenrinden-Extrakt bei der Schmerzreduktion nicht signifikant wirksamer war als Placebo (6).

In einer offenen Vergleichsstudie wurde bei Patienten mit einer Arthrose des Knie- oder Hüftgelenkes nach einer 6-wöchigen Behandlung eine vergleichbare Wirkung unter Weidenrinden-Extrakt wie unter einer konventionellen anti-rheumatischen Therapie dokumentiert (7).


Weidenrinden-Extrakt bei Rheumatoider Arthritis

Wenig überzeugend waren die bisherigen Ergebnisse zur Anwendung von Weidenrinden-Extrakten bei der Rheumatoiden Arthritis.

Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2009 kommt nach der Analyse der bisher dahin veröffentlichten Studien zur Wirksamkeit von Weidenrinden-Extrakt bei Muskel- und Gelenkschmerzen zu dem Schluss, dass Patienten mit Rheumatoider Arthritis nicht von einer Behandlung mit Weidenrinde profitieren. Auch bei der Behandlung der Gelenkarthrose seien die Ergebnisse widersprüchlich. Möglicherweise seien die in den Studien verwendeten Dosierungen nicht ausreichend gewesen (8).


Dosierung

Weidenrindenpräparate werden als Arzneimittel in Form von Kapseln und Tabletten angeboten (z.B.: Proaktiv®; Assalix® enthält: 393,24 mg Trockenextrakt aus Weidenrinde). Die Weidenrinden-Tabletten werden 1- bis 2-mal täglich unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit nach den Mahlzeiten eingenommen (5).


Verträglichkeit

Gelegentlich können Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (z.B. als Juckreiz, Hautrötung, Ausschlag, Nesselsucht) und Asthma auftreten. Darüber hinaus sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Dyspepsie, Sodbrennen möglich (5).

Bei der Verträglichkeit ist zu beachten, dass Personen, die eine Überempfindlichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) aufweisen, Weidenrinden-Extrakt nicht anwenden sollten. Wegen der Gefahr der Entstehung eines Reye-Syndroms darf Weidenrinde bei Kindern nicht angewendet werden.

In ein einer offenen Studie wurde die Langzeitverträglichkeit von Weidenrinden-Extrakt bei Rücken- und Gelenkschmerzen untersucht. Wesentliches Ergebnis nach einer Beobachtungsdauer von 6 Monaten war die gute Verträglichkeit. Es zeigten sich insbesondere keine relevanten Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zur Schmerz- und Entzündungshemmung (NSAR) (10).


Fazit

Gegenwärtig sind weder die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe noch der Wirkungsmechanismen von Weidenrinden-Extrakt genau bekannt. Die bisher veröffentlichten Studien deuten auf eine mögliche Wirksamkeit bei Rückenschmerzen hin. Für alle anderen empfohlenen Anwendungsgebiete fehlen bisher überzeugende klinische Daten zur Wirksamkeit.


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Naturheilmittel zur Behandlung der schmerzhaften Gelenkarthrose


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Literatur:


1. Gagnier JJ, van Tulder MW, Berman B, Bombardier C. Herbal medicine for low back pain: a Cochrane review. Spine (Phila Pa 1976). 2007 Jan 1;32(1):82-92. Review. Erratum in: Spine. 2007 Aug 1;32(17):1931.

2. Chrubasik, S., et al., Treatment of low back pain exacerbations with willow bark extract: a randomized double-blind study. Am. J. Med. 2000; 109, Nr. 1: 9- 14.

3. Chrubasik, S., et al., Treatment of low back pain with a herbal or synthetic anti-rheumatic: a randomized controlled study. Willow bark extract for low back pain. Rheumatology 2001; 40, Nr. 12: 1388-1393..

4. Pharmazeutische Zeitung; Ausgabe 08/2007, Weidenrindenextrakt, Vielstoffgemisch gegen Entzündungen und Schmerzen. M. Keusgen, C. Allgäuer-Lechner.

5. Fachinformation zum Arzneimittel Asslix, Stand November 2012

6. Biegert C, Wagner I, Lüdtke R, Kötter I, Lohmüller C, Günaydin I, Taxis K, Heide L. Efficacy and safety of willow bark extract in the treatment of osteoarthritis and rheumatoid arthritis: results of 2 randomized double-blind controlled trials. J Rheumatol. 2004 Nov;31(11):2121-30.

7. Beer AM, Wegener T. Willow bark extract (Salicis cortex) for gonarthrosis and coxarthrosis--results of a cohort study with a control group. Phytomedicine. 2008 Nov;15(11):907-13.

8. Vlachojannis JE, Cameron M, Chrubasik S. A systematic review on the effectiveness of willow bark for musculoskeletal pain. Phytother Res. 2009 Jul;23(7):897-900.

9. Ishikado A, Sono Y, Matsumoto M, et al. Willow bark extract increases antioxidant enzymes and reduces oxidative stress through activation of Nrf2 in vascular endothelial cells and Caenorhabditis elegans. Free Radic Biol Med. 2012 Dec 28. pii: S0891-5849(12)01847-3.

10. Uehleke B, Müller J, Stange R, Kelber O, Melzer J.Willow bark extract STW 33-I in the long-term treatment of outpatients with rheumatic pain mainly osteoarthritis or back pain. Phytomedicine. 2013 Aug 15;20(11):980-4.



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Wie wirksam ist Teufelskrallen-Extrakt bei Rücken- und Gelenkschmerzen?

 

Harpagophytum-procumbens-Extrakte bei rheumatischen Erkrankungen



Welche Fragen werden in diesem Beitrag beantwortet?

  • Bei welchen Erkrankungen werden Teufelskrallenwurzel-Extrakte angewendet?
  • Welche Dosierungen von Teufelskrallen-Extrakten werden empfohlen?
  • Wie wirkt Teufelskralle?
  • Ist die Wirksamkeit von Teufelskralle durch überzeugende Studiendaten belegt?
  • Welche Nebenwirkungen sind unter der Einnahme von Teufelskrallenwurzel-Extrakt möglich?


Hintergrund

Teufelskrallenextrakte werden zur symptomatischen Behandlung schmerzhafter Gelenkerkrankungen, insbesondere der Arthrose und zur Linderung von Rückenschmerzen empfohlen.

Die Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae). Harpagophytum procumbens wächst hauptsächlich in östlichen und südöstlichen Teilen von Nambia, im südlichen Teil von Botswana und in der Kalahari-Region in Südafrika.


Inhaltsstoffe

Teufelskrallen-Extrakte werden aus den Wurzeln der Arten Harpagophytum procumbens und Harpagophytum zeyheri gewonnen. Die Wurzeln enthalten ca. drei Prozent Iridoidglykoside und hier insbesondere Harpagosid sowie Flavonoide als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe.


Anwendungsgebiete

Teufelskrallen-Extrakte sind in Deutschland als nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel zugelassen (u.a.: Doloteffin® Flexi-loges®, Jucurba®, Teufelskralle-ratiopharm®). Anwendungsgebiet ist die unterstützende Therapie bei Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates.


Wirkmechanismus: Schmerzlinderung und Entzündungshemmung

Für Teufelskrallen-Extrakte werden in der Literatur zahlreiche entzündungshemmende Effekte beschrieben. Die Relevanz dieser In-vitro-Befunde für die klinische Praxis ist umstritten.

Zahlreiche tierexperimentelle Untersuchungen zeigen entzündungshemmende Effekte von Teufelskrallen-Extrakten. Im Vergleich zu klassischen NSAR (Indomethacin, 5 mg/kg) sind jedoch sehr hohe Dosen (50 - 1600 mg/kg) notwendig. Wird Teufelskrallen-Extrakt oral - z.B. in Tablettenform - verabreicht, ist diese entzündungshemmende Wirkung deutlich geringer bzw. kaum noch vorhanden. Neuere In-vitro-Untersuchungen konnten die Hemmung pro-inflammatorisch wirkender Zytokine (TNFα, IL-6, IL-1β) durch Teufelskrallen-Extrakt nachweisen (6).

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Kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Teufelskrallen-Extrakt

Es wird postuliert, dass Teufelskrallen-Extrakt unabhängig von der möglichen entzündungshemmenden Wirkung positive Effekte auf die Gelenkfunktion habe. Zahlreiche doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studien belegen im Vergleich u.a. mit Ibuprofen neben einer schmerzlindernden Wirkung weitere günstige Effekte. Auch bei der Rheumatoiden Arthritis und Osteoarthritis mit Beteiligung von Hüft- und Kniegelenk sowie bei Rücken- und Muskelschmerzen wurden positive Studienergebnisse berichtet, bei insgesamt guter Verträglichkeit von Teufelskrallen-Extrakten (10).

In einer Cochrane-Metaanalyse aus dem Jahre 2006 wurde geprüft, ob sich Rückenschmerzen wirksam mit Pflanzen-Extrakten, wie z.B. Teufelskralle, behandeln lassen.
Ergebnis: In zwei qualitativ hochwertigen Studien zur Wirksamkeit von Harpagophytum procumbens (Teufelskralle) fanden sich deutliche Hinweise, dass eine auf 50 mg oder 100 mg Harpagosid standardisierte Tagesdosis besser wirkt als Placebo hinsichtlich der Schmerz-Reduktion und dem Gebrauch weiterer Schmerzmedikamente. Eine weitere Studie zeigte eine relative Gleichwertigkeit von Teufelskrallen-Extrakt zu 12,5 mg Rofecoxib (Vioxx®) pro Tag in Bezug auf die Schmerzreduktion (1, 9).

Eine Zusammenschau weiterer Studiendaten zur Behandlung Arthrose-bedingter Gelenkschmerzen dokumentiert ebenfalls eine Schmerzabnahme unter der Behandlung mit Teufelskrallen-Extrakten (2, 8).


Dosierung

Für die Mehrzahl der zugelassenen Arzneimittel wird für Erwachsene eine Dosierung von 2x täglich einer Filmtablette mit einem Gehalt von jeweils 480 mg Teufelskrallenwurzel-Trockenextrakt pro Tablette empfohlen (3).


Verträglichkeit

In seltenen Fällen kann es unter der Einnahme von Teufelskrallen-Extrakt zu Magen-Darm-Beschwerden, wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen kommen (3). Es liegen darüber hinaus Hinweise vor, dass Teufelskallen-Extrakt die Nierenfunktion negativ beeinflussen kann (7).

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Fazit

Kontrollierten Studien zufolge ist Teufelskralle wirksam bei der Verminderung von Rückenschmerzen. Darüber hinaus liegen Hinweise vor, dass Teufelskrallen-Extrakte Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen stärker reduzieren als die Gabe eines Scheinmedikamentes. Bei der Behandlung der Arthrose wird die Gelenkfunktion bei ausreichend hoher Dosierung von Teufelskrallen-Extrakte günstig beeinflusst

Der zugrunde liegende Wirkmechanismus bleibt jedoch unklar. Die methodische Qualität der vorhandenen klinischen Studien wurde überwiegend als unzureichend bewertet. Es bedarf daher weiterer methodisch überzeugender Studien, um endgültige Aussagen zur Wirksamkeit von Teufelskrallen-Extrakten treffen zu können.

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Literatur:


1. Gagnier JJ, van Tulder M, Berman B, Bombardier C..Herbal medicine for low back pain.
Cochrane Database Syst Rev. 2006 Apr 19;(2):CD004504.

2. Brien S, Lewith GT, McGregor G. Devil's Claw (Harpagophytum procumbens) as a treatment for osteoarthritis: a review of efficacy and safety.
J Altern Complement Med. 2006 Dec; 12(10):981-93.

3. Fachinformation flexi-loges 480 mg, Stand Januar 2013

4. Chrubasik S, Model A, Black A, Pollak S. A randomized double-blind pilot study comparing Doloteffin and Vioxx in the treatment of low back pain. Rheumatology (Oxford). 2003 Jan;42(1):141-8.

5. Chrubasik S, Thanner J, Künzel O, Conradt C, Black A, Pollak S.Comparison of outcome measures during treatment with the proprietary Harpagophytum extract doloteffin in patients with pain in the lower back, knee or hip. Phytomedicine. 2002 Apr;9(3):181-94.

6. Fiebich BL, Muñoz E, Rose T, Weiss G, McGregor GP. Molecular targets of the antiinflammatory Harpagophytum procumbens (devil's claw): inhibition of TNFα and COX-2 gene expression by preventing activation of AP-1. Phytother Res. 2012 Jun;26(6):806-11.

7. Allard T, Wenner T, Greten HJ, Efferth T. Mechanisms of herb-induced nephrotoxicity. Curr Med Chem. 2013 Jun 3;20(22):2812-9.

8. Warnock M, McBean D, Suter A, Tan J, Whittaker P. Effectiveness and safety of Devil's Claw tablets in patients with general rheumatic disorders. Phytother Res. 2007 Dec;21(12):1228-33.

9. Chrubasik S, Model A, Black A, Pollak S. A randomized double-blind pilot study comparing Doloteffin and Vioxx in the treatment of low back pain. Rheumatology (Oxford). 2003 Jan;42(1):141-8.

10. Chrubasik S, Thanner J, Künzel O, Conradt C, Black A, Pollak S. Comparison of outcome measures during treatment with the proprietary Harpagophytum extract doloteffin in patients with pain in the lower back, knee or hip. Phytomedicine. 2002 Apr;9(3):181-94.




Lavendelöl bei Unruhe und ängstlicher Verstimmung – wirksam oder unwirksam?

 

Hilft Lavendelöl bei Angstgefühlen?



Wirkt Lavendelöl bei innerer Unruhe und Nervosität?


Hintergrund

Lavendel wird eine leicht beruhigende Wirkung zugeschrieben. Als Aromatherapie wird Lavendelöl u.a. zur Minderung von innerer Unruhe, bei nervöser Erschöpfung und bei depressiver Verstimmung empfohlen.

Lavendelöl-Präparate werden in Deutschland zunehmend häufig zur Behandlung von Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung angewandt. Einzelne Lavendelöl-Zubereitungen sind als nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel für die Selbstmedikation bei ängstlicher Verstimmung zugelassen. Hierzu zählen beispielsweise die Lasea®-Lavendelöl-Kapseln.


Wirkmechanismus von Lavendelöl

Es liegen erste Hinweise zum möglichen Wirkmechanismus von Lavendelöl bei Angsterkrankungen vor (14). Eine deutsche Arbeitsgruppe konnte als möglichen molekularen Mechanismus eine nicht selektive Hemmung des Calciumeinstroms durch verschiedene spannungsabhängige Calciumkanäle identifizieren. Dabei konnte auch bestätigt werden, dass wahrscheinlich eine Einzelgabe von 80 mg Lavendelöl ausreichend ist, um die notwendigen Konzentration in vivo zu erreichen (14)


Studien zur Wirksamkeit von Lavendelöl

In kontrollierten Studien fanden sich erste Hinweise, dass eine Aromatherapie mit Lavendelöl das Stressniveau und die Schmerzwahrnehmung günstig beeinflusst (1).

Die Ergebnisse einer weiteren Placebo-kontrollierten Studie mit 40 Teilnehmern bestätigten die beruhigende und entspannende Wirkung von Lavendelöl. Das auf die Haut aufgetragene Lavendelöl verminderte in dieser Untersuchung auch die Herzfrequenz und senkte den Blutdruck (2).

Die Auswirkungen der Inhalation von Lavendelöl auf das vegetative Nervensystem und die Stimmung wurden in einer weiteren Untersuchung an zwanzig gesunden Probanden untersucht (15). Dabei wurden Parameter wie Blutdruck, Herzfrequenz, Atemfrequenz und Hauttemperatur gemessen, um den Einfluss auf das vegetative Nervensystems zu bestimmen. Die Ergebnisse zeigten, dass Lavendelöl eine signifikante Abnahme des Blutdrucks, der Herzfrequenz und Hauttemperatur bewirkte, als Hinweis auf eine Minderung vegetativer Erregung. Die Probanden in der Lavendelöl-Gruppe bewerteten ihre Stimmung selbst als entspannter, fühlten sich aktiver und frischer als die Probanden der Vergleichsgruppe, die süßes Mandelöl inhaliert hatten. Nach Einschätzung der Autoren bestätigt die Studie die entspannende Wirkung von Lavendelöl bei gesunden Personen (15).

Neuere Untersuchungen sprechen dafür, dass Lavendelöl eine Ängstlichkeit, wie sie typischerweise bei Patienten im Wartezimmer von Zahnärzten zu beobachten ist oder die Prüfungsangst vor einem Examen vermindern kann (3, 4).


Unterschiede zwischen ängstlicher Verstimmung und Angsterkrankung

Eine ängstliche Verstimmung muss deutlich abgegrenzt werden von einer generalisierten Angsterkrankung. Die Angsterkrankung sollte im Regelfall fachärztlich u.a. mit Psychotherapie und/oder Antidepressiva behandelt werden.

Nicht jede ängstliche Verstimmung muss medikamentös behandelt werden, insbesondere dann nicht, wenn es sich um eine vorübergehende Befindlichkeitsstörung handelt. Diese Angststörungen können die Vorstufe zu einer generalisierten Angsterkrankung sein. Definitionsgemäß liegen Angststörungen vor, wenn über Sorgen und/oder Angstgefühle seit einem Monat an der Mehrzahl der Tage berichtet wird und zudem Symptome wie Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit, Reizbarkeit oder leichte Ermüdbarkeit vorliegen.


Wirksamkeit von Lavendelöl bei Angsterkrankungen

Zur Bewertung der Wirksamkeit von Lavendelöl bei Angsterkrankungen sind nur wenige Placebo-kontrollierte Studien publiziert.

Die hier zitierten Studien wurden im Rahmen der Zulassung einer Lavendelöl-Zubereitung (Silexan, Lasea®) in Deutschland durchgeführt.

In einer Studie mit 216 Patienten wurden auch Patienten mit leichteren Angststörungen behandelt. Als Ergebnis dieser Untersuchung zeigte sich eine Minderung von Angstgefühlen und Angststörungen unter der täglichen Einnahme von 80 mg Lavendelöl in Kapselform (5). Insgesamt hatte sich die Lebensqualität, einschließlich der Schlafstörungen nach 10 Wochen Behandlung wesentlich gebessert. Die Studienanalyse offenbarte auch, dass etwa drei Viertel der Patienten auf die Behandlung mit Lavendelöl-Kapseln ansprachen.

In zwei Übersichtsarbeiten von Kasper und Mitarbeitern wurden insgesamt sieben klinische Studien zum Lavendelöl analysiert (6, 11). Bei Patienten mit unterschiedlichen Formen einer Angsterkrankung zeigte sich nach etwa zwei Wochen Behandlung mit Silexan eine angstlösende Wirkung. Der Therapieerfolg wurde anhand der Hamilton-Angstskala bewertet. Sowohl nach 6 als auch nach 10 Wochen konnte eine signifikante Reduktion des Gesamtscores im Vergleich zur Placebo-Behandlung dokumentiert werden. Die Mehrzahl der Studien wurde mit Silexan, einem Lavendel-Präparat mit 80 mg Lavendelöl je Kapsel durchgeführt (11). Auch die oftmals eine Angsterkrankung begleitenden Symptome wie Schlafstörungen, körperliche Beschwerden und eine allgemein verminderte Lebensqualität besserten sich unter der Therapie mit Lavendelöl. Hervorzuheben bleibt, dass auch ein direkter Vergleich von Lavendelöl mit einem Benzodiazepin (Lorazepam) in niedriger Dosierung zu einer vergleichbaren Besserung der Beschwerden geführt hatte (7). Die täglich verabreichte Dosierung lag in den zitierten Studien zwischen 80 und 160 mg Silexan (11).

Von Seiten des arznei-telegramms wurden diese Studien methodisch kritisiert und damit auch die Ergebnisse infrage gestellt. (8). Zur Klärung wären weitere kontrollierte Studien notwendig, um die Wirksamkeit von Lavendelöl-Kapseln in den Indikationen Unruhezustände und ängstliche Verstimmungen zu bestätigen.

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Einfluss von Lavendelöl auf die Schlafqualität

Chien und Mitarbeiter untersuchten die Wirkungen einer 12-wöchigen Lavendel-Aromatherapie bei Frauen mit Schlafstörungen im Alter von 45 bis 55 Jahren. Auch hier zeigte sich ein positiver Einfluss von Lavendelöl auf die Aktivität des Parasympathischen Nervensystems. Als Ergebnis der Behandlung konnte eine Verbesserung der Schlafqualität dokumentiert werden (13).


Lavendelöl zur Behandlung von Migräne-Kopfschmerz

Eine kürzlich veröffentlichte Placebo-kontrollierte Studie zur Wirksamkeit von inhaliertem Lavendelöl bei Migräne-Kopfschmerz lieferte erste Hinweise auf einen schmerzlindernden Effekt. Die Kopfschmerz-Intensität war innerhalb von zwei Stunden signifikant geringer als unter der Placebo-Anwendung (9).


Aromatherapie bei Demenz

Nicht bestätigt werden konnten erste Hinweise, wonach eine Aromatherapie mit Lavendel Verhaltensauffälligkeiten bei Patienten mit einer Demenz positiv beeinflusst (10). Eine 6-wöchige Therapie mit Lavendelöl konnte das Auftreten von störenden Verhalten im Vergleich zur Placebo-Behandlung nicht vermindern.

Lavendelöl zur Behandlung des Prämenstruellen Syndroms
In einer Placebo-kontrollierten Untersuchung wurde die Wirksamkeit der Aromatherapie mit Lavendelöl geprüft (12). Siebzehn junge Frauen mit leichten bis mittelschweren Symptomen eines Prämenstruellen Syndroms nahmen an einer randomisierten Crossover-Studie teil. Die Probanden wurden zu zwei verschiedenen Zeitpunkten (nach der Aromatherapie und der Placebo-Behandlung) in der späten Lutealphase untersucht. Ergebnis: Als direkter Effekt der Lavendelöl-Aromatherapie zeigte sich u.a. eine signifikante Besserung von Symptomen wie Niedergeschlagenheit und Verwirrung im Vergleich zur Placebo-Behandlung. Insgesamt sei die Aktivität des parasympathischen Nervensystems durch Inhalation von Lavendelöl günstig beeinflusst worden. Den Studienautoren zufolge besitzt die Aromatherapie mit Lavendelöl ein Potential zur Linderung von Symptomen eines Prämenstruellen Syndroms (12).


Sicherheit und Verträglichkeit von Lavendelöl

Als Nebenwirkungen wurde über leichte Magen-Darmbeschwerden berichtet. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten traten in den bisher durchgeführten Studien nicht auf (11).

In dem Beitrag des arznei-telegramms wurde auch die Verträglichkeit von Lavendelöl hinterfragt (8). Auf Basis tierexperimenteller Daten wurde vermutet, Lavendelöl könnte eine erbgutverändernde Wirkung haben, zudem wären östrogenartige Wirkung nicht auszuschließen.

Vom Hersteller des Arzneimittels Lasea® wurde entgegnet, dass in den für die Zulassung notwendigen In-vivo-Untersuchungen der Nachweis erbracht worden sei, dass in den beim Menschen zur Anwendung kommenden Konzentrationen Lavendelöl weder genotoxische noch östrogenartige Wirkungen gezeigt hätte.


Fazit

Die bisher veröffentlichten Studienergebnisse lassen die Interpretation zu, dass Lavendelöl neben seiner beruhigenden Wirkung auch eine ängstliche Verstimmung und Unruhezustände günstig beeinflussen kann. Sowohl die Anwendung als Aromatherapie wie auch die Aufnahme in Kapselform haben sich als wirksam erwiesen, um begleitende Symptome eine Angsterkrankung wie z.B. Schlafstörungen zu bessern.



Literatur:


1. Kim S, Kim HJ, Yeo JS, Hong SJ, Lee JM, Jeon Y. The effect of lavender oil on stress, bispectral index values, and needle insertion pain in volunteers. J Altern Complement Med. 2011 Sep;17(9):823-6.

2. Hongratanaworakit T. Aroma-therapeutic effects of massage blended essential oils on humans. Nat Prod Commun. 2011 Aug; 6(8):1199-204.

3. Kritsidima M, Newton T, Asimakopoulou K. The effects of lavender scent on dental patient anxiety levels: a cluster randomised-controlled trial. Community Dent Oral Epidemiol. 2010 Feb;38(1):83-7.

4. McCaffrey R, Thomas DJ, Kinzelman AO. The effects of lavender and rosemary essential oils on test-taking anxiety among graduate nursing students. Holist Nurs Pract. 2009 Mar-Apr;23(2):88-93.

5. Kasper S, Gastpar M, Müller WE, Volz HP, Möller HJ, Dienel A, Schläfke S. Silexan, an orally administered Lavandula oil preparation, is effective in the treatment of 'subsyndromal' anxiety disorder: a randomized, double-blind, placebo controlled trial. Int Clin Psychopharmacol. 2010 Sep;25(5):277-87.

6. Kasper S, Gastpar M, Müller WE, Volz HP, Möller HJ, Dienel A, Schläfke S. Efficacy and safety of silexan, a new, orally administered lavender oil preparation, in subthreshold anxiety disorder - evidence from clinical trials. Wien Med Wochenschr. 2010 Dec;160(21-22):547-56.

7. Woelk H, Schläfke S. A multi-center, double-blind, randomised study of the Lavender oil preparation Silexan in comparison to Lorazepam for generalized anxiety disorder. Phytomedicine. 2010 Feb;17(2):94-9.

8. Brüning E. Lavendelöl (Lasea) gegen Angst? Arznei-telegramm 2011; 42:31-2.

9. Sasannejad P, Saeedi M, Shoeibi A, Gorji A, Abbasi M, Foroughipour M. Lavender essential oil in the treatment of migraine headache: a placebo-controlled clinical trial. Eur Neurol. 2012;67(5):288-91.

10. Fu CY, Moyle W, Cooke M. A randomised controlled trial of the use of aromatherapy and hand massage to reduce disruptive behaviour in people with dementia. BMC Complement Altern Med. 2013 Jul 10;13(1):165. [Epub ahead of print]

11. Kasper S. An orally administered lavandula oil preparation (Silexan) for anxiety disorder and related conditions: an evidence based review. Int J Psychiatry Clin Pract. 2013 Jun 28. [Epub ahead of print]

12. Matsumoto T, Asakura H, Hayashi T. Does lavender aromatherapy alleviate premenstrual emotional symptoms?: a randomized crossover trial. Biopsychosoc Med. 2013 May 31;7(1):12. [Epub ahead of print]

13. Chien LW, Cheng SL, Liu CF: The effect of lavender aromatherapy on autonomic nervous system in midlife women with insomnia. Evid Based Complement Alternat Med 2012, Article ID 740813:8.

14. Schuwald AM, Nöldner M, Wilmes T, Klugbauer N, Leuner K, Müller WE. Lavender oil-potent anxiolytic properties via modulating voltage dependent calcium channels. PLoS One. 2013 Apr 29;8(4):e59998.

15. Sayorwan W, Siripornpanich V, Piriyapunyaporn T, Hongratanaworakit T, Kotchabhakdi N, Ruangrungsi N. The effects of lavender oil inhalation on emotional states, autonomic nervous system, and brain electrical activity. J Med Assoc Thai. 2012 Apr;95(4):598-606.


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Johanniskraut zur Behandlung der Depression - Update zur Wirksamkeit

 

Hypericum perforatum (Johanniskraut)

Eine Übersichtarbeit zur Wirksamkeit kam bereit im Jahr 2008 zu dem Schluss, dass Johanniskraut-Präparate wirksam zur Behandlung der leichten bis mittelschweren Depression sind (Linde et al. 2008). Insgesamt wurden 29 klinische Studien mit 5489 Patienten analysiert. Demnach war Johanniskraut der Placebo-Gabe überlegen und den synthetischen Standard-Antidepressiva ebenbürtig.


Metanalyse zur Wirksamkeit von Johanniskraut im Vergleich zu Standard-Antidepressiva

Das Ziel dieser Metaanalyse war es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Johanniskraut mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) als eine Gruppe von Standard-Antidepressiva zu vergleichen (Rahimi et al. 2009). Dreizehn randomisierte, Placebo-kontrollierte klinische Studien wurden in die Auswertung eingeschlossen. In einem sehr differenzierten Vergleich fanden die Forscher keinen signifikanten Unterschied bei verschiedenen Wirksamkeitsparametern (Hamilton-Depressionsskala, Ansprechrate, Remission) zwischen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram, Serteralin, Escitalopram, Fluvoxamin) und Johanniskraut. Auch bei den Nebenwirkungen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede, mit der Ausnahme, das die Abbruchrate unter den SSRI signifikant höher lag als unter Johanniskraut (Rahimi et al. 2009).


Weiterführende Information zur Qualität unterschiedlicher Johanniskraut-Extrakte und zur Verschreibungspflicht einzelner Johanniskraut-Präparate:



Ist Johanniskraut in der Langzeitbehandlung einer Depression genauso wirksam wie ein Serotonin-Wiederaufnahmehemmer?

Hypericum perforatum (Johanniskraut) wurde ausgiebig als Antidepressivum in Kurzzeit-Studien (Behandlungsdauer: 6 bis 12 Wochen) untersucht. Hingegen gibt es nur wenige Untersuchungen zur längerfristigen Wirksamkeit. In dieser Studie wurden 124 Patienten mit einer manifesten Depression über 26 Wochen entweder mit Johanniskraut (900 - 1500 mg tgl.), Sertralin (50 - 100 mg tgl., Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) oder Placebo behandelt (Sarris et al. 2012). Wesentliches Ergebnis war der Rückgang der Symptome gemessen mit der Hamilton-Depressionsskala: Johanniskraut (6,6 ± 4,5), Sertralin (7,1 ± 5,4) und Placebo (5,7 ± 5,4). Der Unterschied zwischen den Behandlungen war jedoch nicht signifikant (p = 0,61). Sowohl Johanniskraut als auch Sertralin waren in der 26. Woche noch wirksam. Ein ausgeprägter „Placebo-Effekt“ verhinderte ein signifikantes Ergebnis. Auch diese Studie ergab keinen klinisch relavanten Vorteil eines Serotonin-Wiederaufnahmehemmers gegenüber Johanniskraut bei der Langzeit-Behandlung der Depression (Sarris et al. 2012).


Langzeit-Verträglichkeit von Johanniskraut

In einer weiteren Untersuchung wurde neben der Wirksamkeit auch die Langzeit-Verträglichkeit von Johanniskraut an insgesamt 440 Patienten über einen Zeitraum von einem Jahr untersucht (Brattström et al. 2009). Die Analyse der Verträglichkeit zeigte, dass bei 6 Prozent der Patienten Nebenwirkungen auftraten, die wahrscheinlich oder möglicherweise auf die Behandlung zurückzuführen waren. Am häufigsten klagten die Patienten über Magen-Darm-Beschwerden und Hautreaktionen. Es wurden keine relevanten Veränderungen von Blutparametern oder beim EKG innerhalb des einjährigen Behandlungszeitraums dokumentiert. Auch eine Gewichtszunahme wurde nicht beobachtet. Der Body-Mass-Index blieb unverändert. Die Analyse zur Wirksamkeit von Johanniskraut in einer Dosierung von 500 mg tgl. (Extrakt Ze 117) zeigte eine anhaltende Wirksamkeit über den gesamten Behandlungszeitraum. Der mittlere Wert der Hamilton-Depressionsskala sank von 20,58 zu Behandlungsbeginn auf 12,7 nach 26 Wochen und auf 11,2 nach 12 Monaten (Brattström et al. 2009).

Obwohl die Wirksamkeit von Johanniskraut bei der leichten bis mittelschweren Depression als gesichert gilt, gibt es immer wieder neuere Studienergebnisse, die diese Erkenntnis infrage stellen.
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Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder Johanniskraut – Wirksam auch bei leichter Depression?

In dieser Studie wurde die Wirksamkeit von Johanniskraut bei leichteren Formen von depressiven Störungen im Vergleich zu Citalopram (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SRI)) untersucht (Rapaport et al. 2011). Die Daten stammen aus einer randomisierten klinischen Studie zur Wirksamkeit von Johanniskraut (810 mg pro Tag), Citalopram (20 mg pro Tag) oder Placebo bei Patienten mit leichten Depressionen. Ergebnisse: Aufgrund einer hohen Placebo-Ansprechrate bei allen Endpunkten, gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Johanniskraut, Citalopram und Placebo in Bezug auf die Symptomausprägung, die Lebensqualität oder das Wohlbefinden am Ende der 12-wöchigen Behandlung. Hervorzuheben bleibt, dass die Behandlung mit Johanniskraut und Citalopram mit einer erheblichen Anzahl von Nebenwirkungen während der Behandlung verbunden war. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass leichtere Formen einer Depression nur unzureichend auf eine Behandlung mit Johanniskraut oder Citalopram ansprechen (Rapaport et al. 2011).


Rückfallquote - Wie groß ist die Gefahr nach Ende der Behandlung erneut zu erkranken?

In einer Studie aus Deutschland (Singer und Mitarbeiter 2011) wurde geprüft, ob sich Johanniskraut (900 mg tgl.) und Citalopram (20 mg tgl.) in der Rückfallquote nach erfolgreicher Therapie einer mittelschweren Depression unterscheiden. Gleichzeitig wurde die Dauer des Ansprechens auf die Therapie bestimmt. Die Ergebnisse im Einzelnen: Der Anteil von Patienten, die nach 6 Wochen erfolgreicher Behandlung einer Depression einen Rückfall hatten (Rückfallquote, gemessen mit der Hamilton-Depressionsskala > 10 Punkte) lag bei den Patienten, die Citalopram erhalten hatten bei 25,9 Prozent, während sie bei Patienten in der Johanniskraut-Gruppe nur bei 14,8 Prozent lag. Auch die Dauer des Ansprechens, also die Dauer bis zum erneuten Auftreten depressiver Symptome, war unter Johanniskraut länger als unter der Citalopram-Behandlung (Singer et al. 2011).


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Literatur


Linde K, Berner MM, Kriston L. St John's wort for major depression. Cochrane Database Syst Rev. 2008 Oct 8;(4):CD000448.

Sarris J, Fava M, Schweitzer I, Mischoulon D. St John's Wort (Hypericum perforatum) versus Sertraline and Placebo in Major Depressive Disorder: Continuation Data from a 26-Week RCT. Pharmacopsychiatry. 2012 May 16. [Epub ahead of print]

Rapaport MH, Nierenberg AA, Howland R, Dording C, Schettler PJ, Mischoulon D. The treatment of minor depression with St. John's Wort or citalopram: failure to show benefit over placebo. J Psychiatr Res. 2011 Jul;45(7):931-41.

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Rahimi R, Nikfar S, Abdollahi M. Efficacy and tolerability of Hypericum perforatum in major depressive disorder in comparison with selective serotonin reuptake inhibitors: a meta-analysis. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 2009 Feb 1;33(1):118-27.



Ginseng – Update zur Wirksamkeit


Ginseng – wirksam oder unwirksam?

Kann Ginseng das Gedächtnis verbessern?


Hintergrund

Obwohl sich die asiatische Medizin schon seit tausenden von Jahren mit Ginseng beschäftigt, hat die Verwendung von Ginseng als pflanzliches Medikament für eine Vielzahl von Erkrankungen erst in den letzten Jahren weltweit deutlich zugenommen. Ginseng gehört zur Gattung Panax, die aufgrund ihrer unterschiedlichen geographischen Herkunft in nordamerikanischen Ginseng (Panax quinquefolius) und asiatischer Ginseng (Panax Ginseng) unterteilt wird. Beide Sorten besitzen eine Fülle von pharmakologischen Eigenschaften, die auf den Gehalt verschiedener Ginsenoside zurückgeführt werden können.

Von den Herstellern wird Ginseng beworben als Stärkungsmittel, als Anti-Aging-Produkt, das die Konzentrationsfähigkeit ebenso wie die seelische und körperliche Belastbarkeit verbessern soll. Gerade für diese Anwendungen gibt es in der wissenschaftlichen Literatur keine ausreichenden Belege.

Unter dem wissenschaftlichen Blickwinkel hat Ginseng jedoch das Potenzial zur unterstützenden Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen. Intensiv diskutiert wurde in den vergangenen Jahren die Anwendung von Ginseng zur Vorbeugung von Spätschäden beim Diabetes mellitus, zur Behandlung von Herzkreislauf-Erkrankungen, zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und zur Behandlung von chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen.

Darüber hinaus liegen Hinweise für eine Anti-Tumor-Wirkung vor. Auch in der Behandlung der erektilen Dysfunktion mit Ginseng wurde in Studien geprüft.


Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit von Ginseng

Eine systematische Literatur-Analyse aus dem Jahre 2011 zielte darauf ab, die verfügbare Evidenz aus randomisierten klinischen Studien zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit von Ginseng zu bewerten (Lee et al. 2011). Insgesamt wurden 57 randomisierte klinische Studien in die Analyse einbezogen. Die wichtigsten in den Studien untersuchten Indikationen bezogen sich auf Störungen des Glukosestoffwechsels (Diabetes), die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit, sexuelle Dysfunktion, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen und zerebrovaskuläre Erkrankungen (Funktionsstörungen des Gehirns im Zusammenhang mit Krankheiten der Blutgefäße). Im Ergebnis fanden sich deutliche Hinweise für positive Wirkungen von Ginseng auf den Glukosestoffwechsel und bei Lungenerkrankungen. Hingegen zeigte sich, dass Ginseng zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit nicht wirksam ist. Bei den übrigen untersuchten Anwendungsgebieten ergaben sich erste Hinweise für eine Wirksamkeit, es fanden sich aber zum Teil auch widersprüchliche Studienergebnisse (Lee et al. 2011).

Eine kürzlich veröffentlichte Übersichtsarbeit (Shergis et al. 2012) hat insgesamt 65 randomisierte, kontrollierte Studien zu den unterschiedlichsten Anwendungsgebieten von Panax Ginseng analysiert. Diese Analyse bestätigt mit ihren Ergebnissen im wesentlichen vorausgehende Übersichtsarbeiten. Der positive Einfluss von Ginseng auf den Glukosestoffwechsel scheint nach Einschätzung der Autoren besonders vielversprechend. Demnach könnten insbesondere Diabetes-Patienten von einer Behandlung mit Ginseng profitieren. Auch die modulierende Wirkung auf das Immunsystem wurde hervorgehoben. Die bisherigen Studienergebnisse legen eine günstige Wirkung auf chronische Atemwegserkrankungen nahe. Zusammenfassend wir dieser Pflanze ein gutes Verträglichkeitsprofil bescheinigt. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden bisher nicht beobachtet.

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Einfluss von Ginseng auf Gedächtnisleistungen

In einer Metaanalyse der Cochrane Collaboration (Cochrane Database Syst Rev. 2010) wurde die Wirksamkeit von Ginseng auf die geistige Leistungsfähigkeit bei ansonsten gesunden Personen untersucht. In dieser Analyse wurden neun Doppelblind-Studien berücksichtigt. Im Ergebnis konnten die Forscher Ginseng für einzelne Aspekte der kognitiven Funktion eine positive Wirkung bescheinigen. Auch seien das Verhalten und die Lebensqualität durch eine Ginseng-Gabe positiv beeinflusst worden. Trotzdem kommen die Autoren zu dem Schluss, dass sich die Wirksamkeit von Ginseng in Bezug auf die Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit unzureichend darstelle. Es gäbe einen Mangel an überzeugenden Daten, die eine Verbesserung kognitiver Fähigkeiten bei gesunden Personen unter der Einnahme von Ginseng nahelegen. Darüber hinaus fehlen qualitativ hochwertige Studiendaten zur Wirksamkeit von Ginseng bei Patienten mit Demenz-Erkrankungen.


Ginseng zur unterstützenden Behandlung bei Morbus Alzheimer

In einer Analyse der publizierten Literatur zur Wirksamkeit von Ginseng bei der Alzheimer-Krankheit konnten zu dieser Fragestellung nur zwei Untersuchungen identifiziert werden (Lee et al 2009). Ihre Ergebnisse dokumentieren zwar eine signifikante Wirkung zugunsten von Ginseng auf zwei anerkannte Messparameter (Mini-Mental-Status und Alzheimer Disease Assessment Scale), von den Autoren der Studie wurde jedoch kritisch angemerkt, dass beide Untersuchungen mit schwerwiegenden methodischen Mängeln behaftet waren.


Ginseng und Diabetes

Ginseng wurde in Studien bei Diabetes-Patienten mit zwei unterschiedlichen Zielsetzungen angewandt: Zum einen wurde geprüft, ob sich Blutzucker- und Insulin-Spiegel unter einer begleitenden Behandlung mit Ginseng günstig beeinflussen lassen und zum anderen wurde untersucht, ob sich langfristige Folgeschäden der Zuckerkrankheit an den Augen, am Herzen und an den Nieren durch eine Ginseng-Gabe verhindern lassen.


Wirksamkeit von Ginseng bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2

In einer Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit von Ginseng beim Diabetes wurden die Ergebnisse von vier randomisierten kontrollierten Studien zusammengefasst (Kim et al 2011). Demnach sind die Belege für die Wirksamkeit von Ginseng für eine verbesserte Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit einem Typ-2-Diabetes nicht überzeugend. In Bezug auf den Nüchtern-Blutzuckerspiegel zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zur Placebo-Behandlung. Die wenigen eingeschlossenen Studien mit unterschiedlichen Behandlungsregimen lassen nach Einschätzung der Autoren jedoch keine endgültigen Schlüsse zu. Weitere methodisch überzeugende Studien sind notwendig, um die Auswirkungen von Ginseng auf die diabetische Stoffwechsellage zu klären.


Ginseng zur Vorbeugung vor Spätschäden des Diabetes mellitus

Möglicherweise hat Ginseng eine Schutzwirkung gegen die durch den Diabetes ausgelösten Organschäden. Erste tierexperimentelle Untersuchungen geben einen Hinweis, dass die durch den Diabetes induzierten Schäden an den Augen (Retinopathie) und am Herzen (Cardiomyopathie) durch Ginseng verhindert werden könnten (Sen et al. 2012). Als mögliche Wirkmechanismen werden die Hemmung von oxidativem Stress und eine antihyperglykämische Wirkung (blutzuckersenkende Wirkung) durch Ginseng diskutiert. Die gleiche Arbeitsgruppe veröffentlichte weitere Daten, wonach Ginseng möglicherweise auch die durch den Diabetes ausgelösten Spätschäden an der Niere (z.B. Albuminurie) verhindern könnte (Sen et al. 2012 b). Die Autoren schlussfolgerten, dass nordamerikanischer Ginseng eine vorbeugende Wirkung auf die diabetische Nephropathie haben könnte. Weitere Arbeitsgruppen konnten diese antidiabetische Wirkung von Ginseng bestätigen (Khan et al. 2012).

Link: Naturheilmittel beim Diabetes – Wirksam oder unwirksam?


Ginseng zur unterstützenden Therapie bei Tumorerkrankungen

Mehrere präklinische und klinische Studien geben Hinweise auf ein mögliches Anti-Tumor-Potenzial von Panax Ginseng. Die Anti-Tumor-Wirkung von Ginseng ist hauptsächlich auf die Gegenwart von Saponinen, die als Ginsenoside bekannt sind, zurückzuführen (Nag et al. 2012).


Ginseng zur Behandlung der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD)

Erste Untersuchungen zur Anwendung von Ginseng bei der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD) sprechen für einen möglichen positiven Einfluss von Ginseng auf die Lungenfunktion. In drei Untersuchungen zeigte sich unter Ginseng ein signifikanter Anstieg des FEV1 im Vergleich zur Placebogruppe (An X et al. 2011).


Ginseng zur unterstützenden Therapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Ginseng werden eine Reihe von positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System zugeschrieben. Verschiedene tierexperimentelle und In-vitro-Untersuchungen sprechen dafür, dass Ginseng kardioprotektive (herzschützende) und antihypertensive (blutdrucksenkende) Wirkungen aufweist. Auch eine Verminderung der myokardialen Hypertrophie und der Herzinsuffizienz wurden beschrieben (Karmazyn et al. 2011). Allerdings sind die Daten zur klinischen Wirksamkeit bisher nicht überzeugend. Wesentlicher Grund ist ein Mangel an methodisch überzeugenden, randomisierten, kontrollierten klinischen Studien. Bevor Empfehlungen zur Anwendung von Ginseng bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen gegeben werden können, sind weitere Untersuchungen zum Nachweis der klinischen Wirksamkeit, insbesondere als Begleittherapie zu etablierten Herz-Kreislauf-Medikamenten notwendig.


Ginseng zur Behandlung der erektilen Dysfunktion

Eine weitere Übersichtsarbeit bewertete die aktuelle Evidenz für die Wirksamkeit von Ginseng zur Behandlung der erektilen Dysfunktion (Jang et al 2008). In diese Analyse wurden insgesamt sieben randomisierte, kontrollierte Studien eingeschlossen. Zusammengenommen deuten die kontrollierten Studien auf eine mögliche Wirksamkeit von Ginseng in der Behandlung der erektilen Dysfunktion hin. Subgruppenanalysen zeigten zudem positive Effekte von Ginseng auf die psychogenen Aspekte der erektilen Dysfunktion. Allerdings ist die Zahl der in die Analyse einbezogenen Studien und deren methodische Qualität zu gering, um endgültige Schlüsse zu ziehen. Die Durchführung weiterer qualitativ hochwertiger Studien in der Indikation erektile Dysfunktion wird daher empfohlen.


Ginseng bei depressiver Verstimmung:

Naturheilmittel zur Behandlung der Depression

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Literatur:


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Sen S, Chen S, Feng B, Wu Y, Lui E, Chakrabarti S. Preventive effects of North American ginseng (Panax quinquefolium) on diabetic nephropathy. Phytomedicine. 2012 Apr 15;19(6):494-505. Epub 2012 Feb 10.

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